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| Zuletzt Online: 01.04.2015
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / südlich der Ruinen am See
Abby war ungewöhnlich geistesgegenwärtig, als sie Connors Idee nicht sofort zustimmte. Ihr war dieses glühende Wasser überhaupt nicht geheuer. Wasser an sich war für sie schon ein tückisches Element, und wenn es türkis leuchtete, wirkte es nicht gerade beruhigender, wie sie fand. "Warte, ich probiere nur kurz etwas aus." Dank des Licht spendenden Sees konnte sie auf dem Boden ein paar herumliegende Stöcker und schrumplige Blätter erkennen. Sie klaubte ein paar davon auf und warf sie mit all ihrer Kraft in den See. Zunächst geschah gar nichts, es sah aus, als würden die Pflanzenteile einfach blubbernd untergehen, doch plötzlich ertönte ein unheilvolles Zischen und Dampf stieg von der Stelle auf, wo die Blätter und Äste untergegangen waren. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist bei diesem Gruselwasser", murmelte Abby also tonlos. "Du weißt außerdem nicht, wie schlau diese Drachen sind und auf dem Wasser wären wir schutzlose, leicht zu erkennende Beute. Ich bin dafür, dass wir weiter in den Wald rennen und uns irgendwo einen Unterschlupf suchen. Wir haben das Vieh schon teilweise abgehängt, vielleicht verliert es ja ganz unsere Fährte?" Schwer atmend vor Adrenalin schloss Abby den Satz und wartete auf die Entscheidung ihres Mittributs. Ihre Idee war genau so gut oder schlecht wie jede andere. Jetzt kam es auf den Instinkt an und darauf, ob dieser richtig lag.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / in den Ruinen, bei Connor
Abby hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, die nächsten Minuten zu überstehen, als sie Connors aufgeregten Ruf durch die Dunkelheit gellen hörte. Ein Ausgang?, dachte sie, nun auf einmal wieder hoffnungsvoll. Konnten sie wirklich solches Glück haben? Bevor sie allerdings noch mehr Zeit verschwendete, folgte das Mädchen so schnell sie ohne Sicht eben konnte, der Stimme ihres Verbündeten. Fast stieß sie gegen ihn, doch er ließ sich gar nicht beirren und warf bereits große Brocken Gestein und Geröll hinter sich, um einen größeren Durchgang zu schaffen. Ein deutlich spürbarer Luftzug wehte durch ihre verschwitzten Haare und ließ einen Ausgang vermuten. Abby half nun tatkräftig mit. Neuer Lebenswille und -mut war in ihr entfacht worden. Sie würde jedenfalls nicht tatenlos rumsitzen und auf ihren Tod warten. Eine Weile gruben sie sich so einen Weg durch den Schutt und Abby klebten vor Anstrengung nun schon die schwarzen Haare am Nacken. Doch ein wenig Schwitzen war ihr durchaus lieber, als von einem wildgewordenen Was auch immer angegriffen zu werden. "Ich habs!", rief ihr Mittribut dann aus und Abby fühlte den Strom der Erleichterung durch sich hindurchfließen. Es war geschafft. Sie zwängten sich durch das entstandene Loch und liefen auf dem Steinboden der Ruine weiter, bis sie plötzlich wieder den modrigen Waldboden unter den Füßen hatten. In puncto Helligkeit tat sich dennoch nicht viel. Auch hier war es stockfinster. "Jetzt heißt es abhauen", murmelte Abby dann außer Atem, aber trotzdem leise, um bloß kein Risiko einzugehen. Und Connor nickte ernst.
(bearbeitet, weil ich zu früh auf antworten anstatt auf vorschau geklickt hab...)
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@Nachttänzerin Oh, die Idee ist ja ziemlich kreativ, die war mir natürlich nicht gekommen :D
Schade, dass ein Drache es natürlich gerade auf uns abgesehen hat :( Da sieht es für Abby und Connor ja nicht so rosig aus..
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / in den Ruinen, bei Connor
"Connor, tut mir leid, aber.. es ist stockdunkel hier drin! Ich weiß ja nicht, was dein Plan war, aber wir können uns hier drin doch unmöglich zurechtfinden ohne Licht!" Abby wollte es vermeiden, aber trotzdem kroch eiskalte, blanke Panik in ihr hoch und breitete sich erst im Magen, dann im Herzen und schlussendlich in ihrem Hirn aus. Was war das eben draußen für ein Schnauben gewesen? Es klang wie von einem Tier, allerdings so laut, dass sich dieses Tier hätte eigentlich genau in ihrer direkten Umgebung hätte befinden müssen. Oder aber das Schnauben war von einem sehr riesigen Tier ausgegangen.. Das Mädchen versuchte krampfhaft, nicht zuviel darüber nachzudenken, um nicht in noch größere Angstzustände zu verfallen. Als ihr bewusst wurde, dass sie jetzt eingeschlossen waren, gelang ihr dies aber noch weniger als zuvor. Gerade, als sie den Mund aufmachen wollte, um Connor wie so oft zu fragen, was sie tun sollten, erklang wie aus einem fernen Alptraum das bedrohliche Donnern der Kanone. Entsetzt schnappte das schwarzhaarige Mädchen nach Luft. Jetzt war es passiert, dachte Abby klamm. Jemand war tatsächlich gestorben. Wen hatte es bloß getroffen? Einen der beiden Tribute, denen sie schon begegnet waren? Oder einen der Karrieros? Abby hörte durch ihr beidseitig entsetztes Schweigen Connor deutlich schwer atmen - er musste sich vermutlich noch von der überstürzten Flucht in die Ruinen erholen. Sie fühlte plötzlich eine unglaubliche Dankbarkeit ihm gegenüber. Mal wieder hatte er sie vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt. Leider konnte sie ihn nicht ansehen, denn es blieb in diesem modrigen Gemäuer genau so finster wie zu Anfang. Die trügerische Ruhe brach plötzlich unter dumpfen Geräuschen von oberhalb ihrer Köpfe. Sofort zuckte Abby zusammen und erinnerte sich daran, dass sie in solch einer Arena niemals und nirgendwo sicher sein würden. Wenn die Spielmacher sie tot sehen wollten, half auch keine noch so massive Ruine und keine noch so schlaue Entscheidung. Sie konnten jetzt höchstens hoffen, irgendwie für die Zuschauer und das Kapitol interessant genug zu sein, um vorerst verschont zu werden. "Wie sollen wir hier jemals wieder rauskommen? Was ist das da draußen bloß?", piepste Abby bei diesen Gedanken zittrig. Sie erhielt nicht sofort eine Antwort.
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Wer sagt denn, dass die Rucksäcke die Mutationen nicht anlocken? Genau sowas habe ich nämlich auch gedacht! Sonst hätte ich gar keinen Plan, wie die Rucksäcke einen Nachteil bringen könnten.. :/
Bin mal sehr gespannt wie das mit den Mutationen ist und ob die jetzt bleiben, auch weil Cheetah schrieb, die Drachen meiden Wasser. Momentan bringt uns das ja herzlich wenig, denn die Tribute sollten das Wasser wohl erst mal auch besser meiden xD Heißt das dann, die Drachen bleiben nun auch tagsüber in der Arena? :o Na ja, erstmal die Nacht überstehen!
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / am westlichen Ende der Ruinen, bei Connor
"Ja, daran zweifle ich auch nicht", antwortete Abby klamm. Natürlich würde bald das erste Opfer gefordert werden. Es war schon viel zu lange viel zu ruhig. Während Connor nun weiterhin versuchte, vor dem Eingang der Ruinen etwas in den feuchten Waldboden zu ritzen, beobachtete Abby entsetzt, wie ihre Umgebung auf einmal in immer diffuseres Licht getaucht wurde. Viele der höher gelegenen Blätter und Farne in der Nähe leuchteten plötzlich im orangefarbenen Licht eines Sonnenuntergangs und die Temperatur sank deutlich. Unter normalen Umständen wäre Abby darüber glücklich gewesen, doch nun machte es sie misstrauisch. "Äh, Connor..?", hob sie unsicher an, doch dieser konzentrierte sich gerade, sodass er ihr keine Beachtung schenkte. In einem ungewöhnlich rapiden Tempo sank die Sonne scheinbar unaufhaltsam dem Horizont entgegen. Als es irgenwann so dunkel geworden war, dass Connor seine Zeichnungen nicht mehr erkennen konnte, hob er dann auch endlich den Kopf. Vom Schock gezeichnet trafen sich die Blicke beider Tribute. Abby öffnete gerade den Mund, um zu fragen, was sie tun sollten, da warf es sie von den Füßen. Ein Beben von unglaublicher Wucht erschütterte den Boden unter ihr, sodass sie schon Angst bekam, die Erde würde sich unter ihr auftun. Natürlich war sie bei ihrem Sturz genau auf den blauen Flecken vom Kampf am Nachmittag gelandet, welche jetzt wieder höllisch zu schmerzen begannen. Abby keuchte und versuchte krampfhaft, die aufkommenden Tränen wegzublinzeln. Sie konnte es nicht verleugnen; sie hatte panische Angst vor dem, was kommen würde. Connor hatte währenddessen zweifelhaftes Glück gehabt, er kniete ja bereits und fiel deshalb nicht so hart auf den Boden wie sie. Irgendwann kehrte dann wieder Ruhe ein und Abby konnte sich zitternd wie Espenlaub wieder aufrappeln. Doch die trügerische Stille währte nicht lange - ein seltsames Rauschen, wie bei einem heftigen Windstoß erklang von oberhalb ihrer Köpfe. Abby sah sofort zu den Baumkronen hin, doch sie hatte natürlich keine Chance, einen Blick hindurch zu erlangen. Das Rauschen an sich war nicht von beruhigender oder wohlklingender Natur, wie ein Lüftchen, das durch sanfte Birken wehte, es klang eher wie ein aufkommender Sturm, wie ein heulender Orkan. Unheilvoll.. "W-was ist das bitte?", fragte sie also voller Horror durch das Geräusch zu ihrem Mittribut gewandt. Dieser hatte einen seltsamen, sehr harten Blick aufgesetzt, als er zu sprechen begann.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / am westlichen Ende der Ruinen, bei Connor
Abby überlegte lange. Währenddessen blinzelte sie zu den Bäumen hinauf. Jetzt konnten sie sich nicht mal mehr an der sonst so beruhigenden Sicherheit des Sonnenstands orientieren. Was würden die Spielmacher ihnen noch wegnehmen? Wahrscheinlich war die Entscheidung, die sie am Ende traf, sowieso die falsche. Die Spielmacher hatten doch die Allmacht über ihr Schicksal, da war es auch nicht weiter wichtig, rationale Gegebenheiten in Betracht zu ziehen. Rational war hier schließlich gar nichts mehr. „Ich finde, wir sollten hier draußen weiter gehen, um Wasser zu suchen, uns aber trotzdem an die Ruinen halten. Die bieten notfalls Schutz, wenn die Nacht so früh kommt, wie es scheint. Wir haben doch einen Kompass, mit dem können wir uns wenigstens etwas orientieren. Und wir müssten ja mittlerweile relativ nah am Rand der Arena sein, denn es war ein ganz schöner Weg vom Start bis hierher. Vielleicht sind wir so am äußeren Rand relativ sicher vor anderen Tributen.“ Abby schloss ihre laut ausgesprochenen Gedanken mit einem Schulterzucken und betrachtete fragend ihren Verbündeten. Lange überlegen konnten sie jetzt auch nicht, denn die Literflasche Wasser, die Connor geschickt worden war, war leer und sie brauchten unbedingt Wasser, wenn sie weiterhin so fidel bleiben wollten. Abby konnte das aufkeimende ungute Gefühl in ihrem Hinterkopf nicht länger verdrängen. Denn ihr war etwas Entscheidendes aufgefallen: Die Kanone war seit Beginn noch nicht ein einziges Mal zu hören gewesen. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass alle Tribute noch lebten. Und so wie Abby das Prinzip der Spiele verstanden hatte, gefiel das den Spielmachern bestimmt ganz und gar nicht.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / mit Connor wieder im Dschungel, am westlichen Ende der Ruinen
Abby wusste auch nicht so recht, was sie auf diese Frage antworten sollte. Connor hatte natürlich Recht – auch wenn sie sich am liebsten bis zum bitteren Ende hier verkrochen hätte – würden sie sich verlaufen, wenn sie weiter in die Ruinen vordrangen. Außerdem gab es hier wenig Aussicht auf Nahrung. Aber draußen im Wald herrschte die unmenschliche Hitze und es warteten die anderen Tribute auf sie.. „Lass uns rausgehen, aber an den Ruinen entlang“, entschied sie dann. Es würde sicher vernünftig sein, sich trotzdem weiter in der Nähe des schützenden Bauwerks aufzuhalten, damit im Gefahrenfall ein Unterschlupf nicht weit war. Außerdem würden sie sich vor der Hitze retten können. „Dann sind wir auf der sicheren Seite und finden vielleicht sogar etwas Wasser. Du weißt doch: Flüsse entspringen in den Bergen!“ Diese Weisheit war eine der wenigen, die sie aus dem Training behalten hatte. Ein Naturgesetz, das jedoch angesichts der Allmacht der Spielmacher wiederum auch nicht viel nützte. Hier in der Arena konnten Flüsse auch sonstwo entspringen, solange das Kapitol es wollte. Nachdem alle Sachen zusammengepackt waren, machten sich Abby und Connor also wieder auf in Richtung Dschungel. Doch hier erwartete sie eine Überraschung. Abbys Augen weiteten sich. „Connor, merkst du das? Es ist viel kühler geworden! Wie kann das denn sein?“, rief sie fast erschrocken. Was hatte das zu bedeuten? Vorhin war es doch gerade einmal Mittag gewesen! Wie konnten jetzt die Temperaturen fallen? Ratlos blickte das schwarzhaarige Mädchen den Jungen aus Distrikt 5 an. Vielleicht hatte er ja eine Erklärung.
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Danke, Cheetah!! <3 Dann hoffe ich nur noch, dass wir die Nacht überstehen.. x)
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / Ruineneingang im Westen, bei Connor
"Oh mein Gott!", schrie sie schon fast los, als sie Connor und sein stolzes Lächeln erblickte. Er hielt einen der so begehrten Rucksäcke in der Hand und wirkte ziemlich zufrieden mit sich. Eigentlich hatte sie bereits Angst bekommen, als er vorhin plötzlich so ein misstrauisches Funkeln in den Augen bekommen hatte, doch wenn er bei solchen Ereignissen immer so aussah, war es ihr nur recht. Jetzt machten sie sich erstmal aufgeregt daran, den Inhalt auszupacken. Connor ließ einen Triumphlaut von sich hören, als zwei silbrige, kleine Sterne zum Vorschein kamen. Gebannt sah Abby ihn an. Sie hatte keine Ahnung, was es damit auf sich hatte, aber scheinbar wirkte ihr Mittribut ganz freudig darüber. Dann erschienen Dinge, die sie auf jeden Fall kannte: Cracker! "Endlich was zu essen!", rief sie und auch Connor sah glücklich aus. Die Dinge liefen immer besser für sie. Sofern Connors Bein ihnen keine Probleme mehr bereiten würde und sie weiterhin an gute Ressourcen kamen, hatten sie weiterhin gute Chancen.
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Also bei Nussfell und mir müsste noch aktualisiert werden, wo wir sind und dass wir einen Rucksack gefunden haben. Seit ner Woche will ich schon weiterschreiben, aber ich weiß nicht was im Rucksack ist xD
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / im Eingang der Ruinen, bei Connor
Abby lächelte ein wenig, da sich außer ihrer Familie nur sehr selten jemand für sie interessiert hatte in ihrem Leben. Ach, mir geht es gut. Jetzt, wo wir etwas getrunken haben und es kühler ist, brummt mein Schädel nicht mehr so. Dieses Mädchen hatte ganz schön Kraft, so wie sie m- Noch im Satz fiel Abby dann Connors Wunde am Bein wieder ein und sie ohrfeigte sich innerlich für ihren Egoismus. Oh Gott, tut mir leid!, rief sie entsetzt aus und robbte ein wenig näher an ihren Verbündeten heran, um dessen Bein zu begutachten. Ich schaue mir das gleich mal an. Nicht, dass sie sonderlich viel medizinische Erfahrung besaß, aber sie hatte manchmal zugesehen, was die Heiler zuhause bei gequetschten Fingern, Stichen und anderen Wunden getan hatten. So schwer konnte das ja nicht sein. Der andere Tribut war zielsicher, das musste Abby ihm lassen. Die Wunde war zwar nicht tief, lag aber genau in der Mitte der Wade. Hoffentlich waren da keine Sehnen in Mitleidenschaft gezogen worden, denn das konnte Abby beim besten Willen nicht reparieren. Wenigstens blutete es nicht mehr, nur ein dunkelrotes, getrocknetes Rinnsal war noch bis zum Fußknöchel zu sehen. Kannst du auftreten?, fragte sie dann, um herauszufinden, ob Knochen oder Bänder getroffen waren. Gleichzeitig holte sie vorsorglich die bereits leicht müffelnde, tote Schlange aus ihrer Tasche. Wenn sie es geschickt anstellten, konnte man aus der ledrigen Haut vielleicht eine Art stabile Verbandsunterstützung machen. Messer hatten sie ja. Und ja auch das aufblasbare Plastikteil vom Anfang! Plötzlich fasste Abby neuen Mut. Sie würden das gemeinsam durchstehen und sicherlich waren die Ruinen nicht der schlechteste Platz zum Pläneschmieden.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / bei Connor, Selene und Antares
Abby pflichtete dem anderen Tribut im Stillen bei. Es war wirklich krank, was sie hier taten, oder besser gesagt tun mussten. Wenn der Junge allerdings schon so dachte, wirkte es irgendwie seltsam, dass er einfach bedingungslos seiner Distriktpartnerin geholfen und Connor direkt verletzt hatte. Eigentlich ging ihn dieser Dreierkampf doch gar nichts an und er hätte einfach weiterschleichen können. Schließlich interessierte sich Abby auch eher weniger für den Jungen aus ihrem Distrikt. Nun ja, jetzt war das Kind in den Brunnen gefallen und sie mussten sich damit arrangieren. Bis jetzt sah Connor jedenfalls noch nicht geschwächter aus als sie. Wenn sie jetzt ein wenig Abstand zu den anderen halten konnten, würden sie sich trotzdem dringend um die Wunde kümmern müssen. Seltsam ruhig nahm Abby also das kleine Messer zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die beiden ihnen wirklich nichts tun und sich an den Deal halten würden. Schließlich war zumindest das Mädchen verletzt und damit geschwächt. Jetzt, wo das Adrenalin langsam aus ihrer Blutbahn verschwand, bemerkte Abby allerdings auch ihre eigenen Schmerzen viel deutlicher. Die Stellen auf ihrer Haut, an denen sie auf die harte Ruinenmauer geprallt war, taten höllisch weh und pulsierten beunruhigend. Außerdem brummte ihr Schädel noch immer leicht. Hoffentlich war das keine Gehirnerschütterung. Das klingt fair, rief Abby gut hörbar und tauschte einen beruhigten Blick mit Connor. Wir sollten uns lieber für die Scheußlichkeiten wappnen, die die Spielmacher sich sicher schon ausgedacht haben. Obwohl der Gedanke daran überhaupt nicht lustig war, lächelte Abby grimmig. Wahrscheinlich würden sie durch die Vermeidung dieses Kampfes nur vom Regen in die Traufe gespült werden. Mit einer Handbewegung gebot sie Connor, sich dann auf den Weg zu machen. Das schwarzhaarige Mädchen wusste entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten, diesmal auch schon genau, wohin. Nach einigen Metern, die sie zwischen sich und die anderen Tribute gebracht hatten, murmelte Abby dann zu Connor: Ich würde gerne einen Eingang zu diesen Ruinen finden. Es wird immer heißer und wir werden das nicht lange durchhalten. Vorhin fühlte sich das Gestein relativ kühl an – ich hoffe, dass es da drin einigermaßen menschliche Temperaturen hat. Wollen wir es versuchen?
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / bei Selene, Antares und Connor
Dass ihr die Gegnerin einen Kniestoß in die Magengegend verpasste, spürte Abby nur dumpf, denn übel war ihr sowieso längst schon vor Angst geworden. Allerdings traf das schwarzhaarige Mädchen wohl irgendein wichtiges Organ, denn Abby spürte gleich danach einen stechenden Schmerz in der Seite, der sie kalt erwischte. Eh sie sich versah, hatte ihr das andere Tribut brutal die Waffe aus der Hand gedreht und stieß sie wie einen nicht mehr brauchbaren Sack gegen einen extrem harten Untergrund. Abby keuchte, als sie den Aufprall spürte. Irgendein Vorsprung in dem Material hinter ihr traf sie genau im Nacken und das Mädchen sah kurzzeitig Sterne. Ein paar Geröllstücke bröckelten neben ihr ab – kleine und große – doch sie wurde nicht allzu gefährlich von ihnen getroffen. Es gesellten sich nur ein paar Kratzer zu den schon vorhandenen. Jetzt wusste sie allerdings, wogegen das Mädchen sie gestoßen hatte. Etwas anderes sah sie jetzt auch schräg vor sich – nämlich eine Ansammlung aus großen, prächtigen Blumen, die regelrecht verträumt ihren glänzenden Blütenstaub in die Umgebung absonderten. Verschwommen sah Abby dann zu, wie plötzlich noch jemand anderes aus dem Gebüsch brach – ein älterer Junge. Er hatte ein seltsam aussehendes Gebilde aus elastisch wirkenden Bändern und einem Messer herausgeholt. War wohl eine Art Waffe. Sie wollte wieder nach Connor rufen und ihn warnen, doch ihre Stimme versagte. Außerdem wirbelte momentan alles in ihrem Gehirn komplett durcheinander und sie konnte nicht zwischen Realität und Einbildung unterscheiden. War der Junge wirklich da, oder stellte sich ihr Angstzentrum das nur vor? Als sie sich nach ein paar Sekunden der Pause wieder einigermaßen gesammelt hatte, blickte sie gehetzt umher. Noch immer hatte sie nicht ihr ganzes Sichtfeld wiedererlangt. Ihr adrenalingesteuertes Herz half ihr aber ziemlich dabei, jetzt nicht verzweifelt zusammenzubrechen. Geistesgegenwärtig sammelte sie also flink ein paar der größeren, teilweise spitzen Steine auf, die eben durch ihren Aufprall um sie herum heruntergefallen waren. Dann steckte sie ein paar davon in ihre Tasche und nahm ein besonders praktisches Exemplar davon in die linke Hand. Damit konnte man gut und gerne mit wenig Kraftaufwand eine menschliche Schläfe einschlagen, so wie sie es im Training mitbekommen hatte. Plötzlich sah Abby es ein paar Meter vor sich metallisch glitzern – es war das Messer, welches Connor eben nach dem Bogen geworfen hatte. Konnte das wahr sein? Da momentan beide Gegnertribute beschäftigt waren und ihren Fokus auf Connor gerichtet hatten, hatte Abby vielleicht sogar eine Chance. Schließlich traute ihr sowieso nie jemand was zu, was vielleicht ironischerweise ihre große Stärke war. Denn da man sich zu schnell in Sicherheit wähnte, ließ man sie auch zu schnell außer Acht. Also stapfte Abby leicht taumelnd voran und als ihre Finger dann wieder ein Sicherheit spendendes Messer umschlossen, atmete sie erleichtert aus. Doch es war noch nicht vorbei. Connor hatte jetzt ein Schwert, was bedeutete, dass er nicht komplett schutzlos war. Trotzdem musste sie gerade jetzt handeln, wo sich herausgestellt hatte, dass der gegnerische Junge keine Illusion gewesen war. Er wirkte nicht gerade versöhnlich und die gezückte Waffe ließ Abby die Hoffnung an eine letztlich doch noch friedliche Lösung verlieren. Allerdings hatten ihre Beine noch nicht ihre volle Stabilität wiedererlangt und Abby traute sich daher noch nicht zu, wieder wie vorhin auf einen der Gegner zuzurennen, denn sie würde sicherlich stolpern und dann war alles vorbei. Allerdings hatte sie ja noch ihre Steine. Im Zielwerfen war sie in der Vorbereitung gar nicht so schlecht gewesen. Es hatte nur niemand geglaubt, dass das überhaupt wichtig wäre. Vielleicht war es auch nicht besonders schlau, so anzugreifen. Doch während das Piepsen in Abbys Ohren das übertönte, was der Gegner plötzlich rief, schleuderte sie kurz entschlossen einen mittelgroßen Brocken Geröll in Kopfhöhe des Mädchens, da sie weniger weit entfernt war, als der Junge.
(bearbeitet wegen ununterstrichener Überschrift)
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / bei Connor und Selene
Abby hatte die letzten beiden Minuten einfach fassungslos dagestanden und konnte sich nicht zwischen Bewunderung und Schock entscheiden. Zwar hielt sie jetzt eine Waffe in der Hand, allerdings war Connor ihr trotzdem zuvor gekommen und hatte das seltsame Mädchen zuerst angegriffen. Obwohl das eigentlich ja nicht wirklich geplant gewesen war. Diesen Gesichtsausdruck hatte Abby bei ihm noch nicht gesehen, nicht einmal im Training, und sie wusste nicht, ob das jetzt gut oder schlecht war. Das Mädchen machte jedoch einen Hechtsprung und Connor verfehlte sein Ziel knapp. Aus den Augenwinkeln sah Abby, wie sie dann einen Stein in ihre Bogensehne einspannte, doch da diese aus einem seltsamen Gras bestand, hatte sie Zweifel, ob das so richtig funktionieren würde. Allerdings wusste sie auch nicht gerade viel darüber, wie Bogen so beschaffen sein mussten. Abby ohrfeigte sich innerlich dafür, nicht vorher auf die zusätzliche Waffe des Gegnertributs geachtet zu haben. Trotzdem rief sie Connor schnell ein warnendes „Achtung Connor, duck dich!“ zu, damit er sich auf das fliegende Geschoss vorbereiten konnte. Sie wiederum nahm jetzt auch ihr Messer und streckte es vor sich aus. Untätig würde sie jetzt ganz sicher nicht rumstehen. Sie musste Connor helfen! Außerdem fühlte sie momentan nichts als Verachtung für ihre Gegnerin, die ihren Anfall vorhin scheinbar nur hinterlistig vorgetäuscht hatte, um sich ihr Vertrauen und ihre Güte zu erschleichen. Mit pochendem Herzen und Adrenalin in der Blutbahn rannte Abby also nun ebenfalls auf das Mädchen zu und wich im letzten Moment einer Wurzel auf dem Urwaldboden aus. Jetzt war es sowieso unwichtig, wie untalentiert oder feige sie im normalen Leben war. Das hier war die Arena und Abby würde nicht sterben, ohne für ihr Leben gekämpft zu haben. Mit einem erstickten Schrei der Angst und der Aufregung ließ sie ihr Messer herunterschnellen, war jedoch zu zittrig und zielte somit eher auf Unterkörper und Beine, anstatt auf die lebensgefährlichen Bereiche im Brustbereich, wie die Trainer ihnen immer wieder eingeschärft hatten.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / bei Connor und Selene
Abby runzelte misstrauisch die Stirn. Irgendetwas an diesem Mädchen kam ihr mehr als faul vor. Wieso war sie eben fast an einem Hustenkrampf gestorben, schien jetzt aber wieder süffisant grinsen zu können? Was spielte sie hier für ein Spiel? Wusste sie etwas, von dem sie und Connor keine Ahnung hatten? Was war ihr Ass im Ärmel, das sie so sicher in ihrem Tun sein ließ? Von Abbys Gedanken zum Thema Ungerechtigkeit und dass keiner von ihnen verdient hatte, hier zu sein, war nicht mehr viel übrig. Wenn es sein musste, würden eben andere Kinder sterben müssen. Abby wollte genau wie alle anderen zurück zu ihrer Familie und andere Kinder waren ihr bestimmt nicht wertvoller als das eigene Leben. Als Connor zu Ende gesprochen hatte und das Mädchen dem Deal sogar zustimmte, trat Abby ein paar Schritte weiter vor, blieb jedoch trotzdem angespannt, denn sie vertraute dem verschlagenen Tribut nicht einen Meter über den Weg. Als ihre Finger das für die Umgebung seltsam kühle Metall des Messers umschlossen, stutzte sie kurz. Irgendetwas fühlte sich seltsam an. Sie konnte nicht präzisieren, was dieses Gefühl genau war – ob sie sich verfolgt fühlte, oder beobachtet – aber irgendwie war ihr komisch zumute und flau im Magen, als sie sich mit dem Messer in der Hand aufrichtete. Auch wenn sie sich damit eher schlecht als recht verteidigen konnte: Es fühlte sich ungemein gut an, nicht komplett schutzlos zu sein. Hoffentlich wusste Connor, was er da tat. Er provozierte mit diesem dominanten Verhalten zweifellos eine Konterreaktion. Die konnte allerdings viele Facetten haben und sicher auch verspätet kommen, also zum Beispiel irgendwann in der Nacht, wenn die aus 10 sie hinterrücks unentdeckt anfallen konnte. Sie hatte zwar versprochen, die beiden nicht anzugreifen, aber wie gesagt hegte Abby eher wenig Vertrauen für das Mädchen. Doch dieses Risiko mussten sie jetzt wohl eingehen. Abby waren die anderen Tribute zwar herzlich egal – aber jemanden töten wollte sie auch wieder nicht. Geschweige denn, dass sie das Talent dazu hatte. Also trat sie langsam wieder zurück in Richtung Connor – allerdings ohne sich dabei umzudrehen. Man konnte ja nie wissen.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / bei Connor und Selene
Abby schnaubte verächtlich, als sie die selbstsicheren Worte der Gegnerin hörte. Was war denn das für eine Logik? Wieso tat sie gerade so, als sei sie in der vorteilhaften Position? Immerhin waren zwei Personen, egal wie unbegabt sie im Kampf auch sein mochten, trotzdem viel stärker als eine einzige. Außerdem konnte man sich sowieso immer nur auf einen Gegner zur Zeit konzentrieren, was bedeutete, dass man für den anderen ein leichteres Ziel darstellte. Jedenfalls nach ihrer Vorstellung von einem Kampf. Mittlerweile erinnerte sie sich auch wieder ein wenig besser an das Mädchen. Sie hatte ein gewisses Talent im Umgang mit Messern gezeigt und die Trainer waren ganz begeistert davon gewesen. Doch Abby war überraschenderweise zuversichtlich. Auch wenn sie zu nicht viel nütze war, konnte sie das Mädchen vielleicht ablenken. Also raunte sie Connor leise ihren improvisierten Plan zu. „Connor, ich glaube, wenn wir dem Kampf aus dem Weg gehen, lassen sich die Spielmacher etwas noch Schlimmeres einfallen und darauf habe ich erst recht keine Lust. Und wenn die so darauf brennt, zu kämpfen und bei einer vorerst friedlichen Lösung trotzdem in unserer Nähe bleibt, können wir einer Konfrontation am Ende sowieso nicht entgehen. Und dann bringen wir es lieber jetzt hinter uns, wo wir noch nicht total geschwächt sind.“ Connor schien die Möglichkeiten abzuwägen, doch schlussendlich nickte er ergeben. Abby kannte das Gefühl, denn sie hatte auch nicht die geringste Lust, sich mit irgendjemandem bis aufs Blut zu prügeln, der eigentlich genau so wenig verdient hatte, hier zu sein, wie sie selbst. Doch Connors Anwesenheit gab der sonst ängstlichen Persönlichkeit Abbys eine so überwältigende Sicherheit, dass sie nickte, als ihr Verbündeter mit einer unauffälligen Kopfbewegung zu den Messern in seiner Hand deutete. Und entschlossen ging Abby ein paar Schritte in Richtung der Tributin aus 10 und stellte sich somit halb in die Wurfbahn zwischen ihr und Connor. Fast wurde sie vor Angst ohnmächtig, doch lieber würde sie sterben, als dem sehr von sich überzeugten Mädchen das auch noch zu zeigen.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / südlich des Vulkans, am westlichen Ende der Ruinen
Abby stand der Mund offen, als sie und Connor vor dem riesigen Gebilde zum Stehen kamen. „Was ist das?“, fragte sie, doch diesmal wusste ihr Verbündeter auch keine Antwort. Es sah aus wie eine Ansammlung aus willkürlich gewürfelten Steinen und alten Häusern. Es war jedenfalls riesig und ziemlich verfallen. Ranken und Efeu hatten sich ihren Weg gesucht und diesen augenscheinlich zwischen den maroden Steinen auch gefunden. Abby zog ihren Pferdeschwanz enger und stemmte die Fäuste in die Hüften. Was sollten sie jetzt tun? Auf gut Glück in das verfallene Gebäude gehen und dort auf Schutz und Wasser hoffen? Dieser Plan klang selbst für Abbys ungeübtes Gehirn eher riskant. Aber hier draußen brütete noch immer eine unerträgliche Hitze, die ihnen mehr Wasser aus dem Körper raubte, als es ihnen gut tat. Plötzlich wurden beide jedoch abgelenkt: Der Affe, der ihnen bisher so treu Gesellschaft geleistet hatte, fing an zu kreischen und sprang an einem nahen Baum hoch. Schon bald war er nicht mehr zu sehen und Abby sah Connor verwirrt an. Wieso floh das Tier ausgerechnet jetzt? Sprach ja nicht gerade für die Vertrauenswürdigkeit der Ruinen. Auf einmal gebot Connor ihr jedoch, mucksmäuschenstill zu sein und Abby blieb wie angewurzelt stehen. Da hörte sie es auch – brechende Äste und Rascheln, das immer näher kam. Direkt hinter ihnen. Augenblicklich schoss Abby das Herz in die Hose und es war ihr, als würden ihre Eingeweide mit Eiswasser durchflutet werden. Jetzt war es also doch aus. Die Karrieros hatten sie gefunden und würden sie beide grausam umlegen. Kurz schloss sie die Augen und wappnete sich, dann riss sie sie wieder auf, bereit ihrem Schicksal ins Auge zu blicken. Doch der Anblick, der sich ihr jetzt bot, überraschte Abby und ihre schmalen, leicht mandelförmigen Augen verengten sich noch weiter. Es war ein Mädchen, das sich da durchs Unterholz kämpfte – ihre langen braunen Haare wehten hinter ihr her. Sie wirkte jedoch ihrerseits ganz schön gehetzt, als sei etwas hinter ihr her, vor dem sie um jeden Preis fliehen wollte. Mit rotem Gesicht und wildem Blick schlug sie jegliche Pflanzen zur Seite, die sich ihr in den Weg stellten. Abby verkrampfte ihre Hände unwillkürlich zu Fäusten. Sie hatte im Training wenig Aufmerksamkeit auf ihre Gegner verwandt, also hatte sie keine Ahnung, aus welchem Distrikt das Mädchen stammte. Nur ein weiterer in der Reihe ihrer vielen taktischen Fehler. Eins wusste sie jedoch: Eine Karriero war sie nicht. „Was machen wir jetzt?“, flüsterte sie mit zittriger Stimme Connor zu. Noch waren sie unentdeckt geblieben, doch das würde nicht lange so bleiben, denn das Mädchen lief direkt auf sie zu. „Gib mir dein Taschenmesser“, knurrte Connor ruhig und Abby gehorchte sofort. Obwohl er ihr nach dem Schlangenangriff ihres zurückgegeben hatte, damit sie sich verteidigen konnte, handelte sie instinktiv. Auch wenn sie damit unbewaffnet war, half jegliches Utensil in Connors Händen ihnen hundertprozentig mehr, als in ihren, so hoffte sie jedenfalls.
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / südlich vom Vulkan im Wald
Abbys Puls senkte sich nur langsam wieder. Was war bitte gerade passiert? Connor hatte mit zwei gezielten Würfen die Schlange platt gemacht und mittlerweile wusste sie, dass dieses Bündnis genau die richtige Entscheidung gewesen war. Sonst wäre sie jetzt bereits tot, denn die Schlange hatte sicherlich genug Zähne oder Würgekräfte gehabt, um drei von ihrer Statur umzulegen. „D-danke Connor!“, blubberte sie heraus und schwitzte jetzt noch etwas mehr als vorher. So schnell konnte es also gehen. Die eben noch gelöste Stimmung wurde nun wieder vom Ernst der Spiele überdeckt. Connor fragte, was sie jetzt damit anstellen sollten und Abby überlegte kurz. Schlangen waren nicht die vertrauenswürdigsten Tiere und im Training wurden viele giftige Exemplare vorgestellt. Diese war jedoch nicht dabei gewesen. Allerdings auch nicht bei den harmlosen. Sie zuckte mit den Schultern. „Mitnehmen schadet ja nicht, oder?“ Und mutig nahm sie das Tier und betrachtete es kurz. Ein Angstschauer lief ihr über den Rücken und sie schüttelte sich leicht. Dann stopfte sie die Schlange ungerührt in ihre Tasche und klatschte in die Hände, als sei sie ganz Herrin der Lage. Abby hatte aber noch etwas anderes bemerkt. „Du Connor, wir gehen jetzt noch gar nicht mal so lange, aber es wird immer heißer und das rasend schnell. Irgendwas fühlt sich da faul an. Ich würde mich gerne vergewissern, wie die Sonne steht und ob wir noch in die richtige Richtung laufen.“ Der dunkelhaarige Junge nickte nachdenklich und betrachtete die Klinge seines Messers. „Ich kann ganz gut klettern, ich war zuhause immer für die Wartung der Maschinen zuständig“, erklärte Abby, die bei der Erwähnung ihrer Heimat einen kleinen Stich in der Magengegend spürte. Connor wiederum hatte nichts dagegen, Wache zu halten, denn er schien Klettern nicht wirklich zu seinen Hobbies zu zählen. Ohne noch länger zu zögern, schnürte Abby ihre Schuhe fester zu, damit sie guten Halt hatte, und sprang behände an der glitschigen Oberfläche des unteren Baumstammes hoch. Vorsprung um Vorsprung fanden ihre Hände aus Erfahrung, rutschten allerdings auch häufig ab. Nach circa fünfzehn Metern griff Abby an einen kleinen Ast, der mit Efeu überwachsen war. Prompt brach dieser ab und das Mädchen hing nur noch an einer Hand. Adrenalin überflutete ihren Körper und von unten hörte sie Connor rufen, ob alles in Ordnung war. „Alles klar!“, knurrte Abby mit zusammengebissenen Zähnen zurück und versuchte, sich zusammenzureißen. Es war noch immer drückend warm und ihr schien, als würden sich die Mücken mit jedem Meter in ihrer Zahl verdoppeln. Irgendwann hatte sie die ersten Blätter erreicht und die Krone war nicht mehr weit. Nach unten zu Connor traute sie sich schon nicht mehr, zu sehen, da sie sonst bestimmt runtergefallen wäre. Und dann war alles aus. Nach einer halben Stunde war sie dann endlich oben angekommen und staunte nicht schlecht. Natürlich waren sie nicht in die richtige Richtung gelaufen. Der komische Berg, der eigentlich direkt vor ihnen liegen sollte, war leicht links zu sehen. Dafür bemerkte Abby etwas anderes. Geschwind kletterte sie wieder herunter, obwohl es tückisch war, denn man konnte sich beim Abstieg leicht überschätzen. Die Arena war eigentlich ganz schön und Abby hätte in einem anderen Leben gern den Ausblick genossen. Doch irgendwann stand sie wieder in der grünen Hölle vor ihrem erleichterten Mittribut und atmete tief ein. „Ich weiß nicht warum, aber die Sonne steht fast im Zenit. Obwohl wir noch gar nicht so lange unterwegs sein können. Und der Vulkan liegt von hier aus westlich.“
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Abigail Rowes / Distrikt 8 / im Wald östlich der Tributsockel in Richtung Vulkan
Obwohl sie es nicht direkt sagte, war Abby ziemlich beeindruckt von Connors Wissen über Pflanzenkunde. Er hatte ein paar Blätter eines großen Busches abgeschnitten und diese in seiner Tasche verstaut, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Sie allerdings hatte ganz schönen Respekt vor dem Großteil der hiesigen Fauna. Zum Beispiel waren manchmal riesige, gelbe Blüten mit violettem Stempel durch das Gestrüpp zu sehen, die nicht gerade freundlich aussahen. Gut, vielleicht wirkte es auf Abby auch einfach nur bedrohlich, weil in Distrikt 8 höchstens mal Disteln oder Brennnesseln ihren Weg durch den staubigen Boden fanden. Als Connor sie darauf hinwies, dass sie auf jeden Fall noch einen Unterschlupf und eine Wasserquelle finden mussten, bevor die Nacht hereinbrach, nickte das Mädchen nachdenklich und schlug nach einer Liane, die im Weg hang. „Vielleicht gibt es am Fuße dieses Berges ja ein paar Höhlen. Und außerdem: Wenn ich eins im Training gelernt habe, dann, dass Flüsse fast immer im Gebirge entspringen. Ich würde sagen, wir behalten unseren Plan bei.“ Dass die Spielmacher jedoch vielleicht nicht immer ganz nach natürlichen Gegebenheiten planten, ließ sie lieber mal außen vor. Wütend schlug Abby sich mit der flachen Hand auf den rechten Arm. Schon wieder zu langsam! Sie zählte nun bereits sechs Mückenstiche und fragte sich, ob es mit einem langärmeligen Shirt nicht vielleicht einfacher gewesen wäre, den Biestern zu entgehen. Doch noch bevor sie diesen Gedanken zuende gedacht hatte, bemerkte sie, wie es schon wieder wärmer geworden war. Auch Connor schien das zu spüren, denn er wischte sich nun öfter den Schweiß von der Stirn. Dem Affen schien die Hitze überhaupt nichts auszumachen. Wie vorher sprang er vor ihnen leichtfüßig durch das Unterholz und störte sich kaum an Ästen und Büschen, die Abby nun schon die Arme und das Gesicht zerkratzt hatten. Zu spät bemerkte Abby, wie der Affe stehen geblieben war und aufgeregt die Zähne bleckte. Sie lief gedankenlos an ihm vorbei und hörte nur noch, wie Connor plötzlich entsetzt aufschrie. Das holte sie dann zurück in die Gegenwart und sie blieb wie angewurzelt stehen. Direkt vor ihr, zu ihren Füßen quasi, räkelte sich genüsslich eine grün-braun gezeichnete Schlange durch das Laub.
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