Micah stellte fest, dass er mit seinen Stöcken den Qualm deutlich lindern konnte. So sehr, dass schließlich der Rauche endlich verschwand. Die Erleichterung hielt nicht lange an, denn schon schoß ein Schwarm bunter Kolibris gefährlich nahe über ihren Köpfen hinweg. Mutationen? Oder doch etwas Nahrung? Micah war schnell mit dem Messer. Mit geübter Drehung aus dem Handgelenk war es aus dem Stand in der Luft und schlitzte einem der Vögel so schnell den Flügel auf, dass man es für eine Täuschung hätte halten können. Der kleine Vogel fiel in Micahs Hand und mit einem weiteren Schnitt hatte er ihn erledigt. Für einige Sekunden starrte Micah auf den leblosen Vogelkörper, bewusst, dass er wahrscheinlich genauso enden würde, dann brachte er ihn zu den Fischen. Schon jetzt wurde Micah bewusst, dass seine kleinen Schlücke viel zu wenig gewesen waren. Abermals hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Widerwillig setzte er die voll aufgefüllte Wasserflasche an und nahm ein paar große Schlücke. Das Wasser löste seine klebrige Zunge und den trockenen Mund und er hätte am liebsten immer weiter getrunken, aber sie hatten zu tun. Einen Unterschlupf finden, dem Fluss folgen, am Leben bleiben. Doch er war kaum ein paar Schritte zu Amaya hinübergetreten, da sah er den Affen auf dem Ast über ihr. Er zog scharf die Luft ein und zischte "Pass auf.", doch kaum hatte er die Hand ans Messer gelegt, war der Affe im Dikicht verschwunden. Vielleicht holte er andere? Micah blickte sich unsicher um, doch nichts passierte. Ahnungslos zuckte er mit den Achseln.
On Alive
Micah Crosswell, Distrikt 9, Sohn der Farmer und Messerwerfer - verbündet mit Amaya und July
Elijah Baker, Distrikt 4, Kind des Meeres und ein Opfer der Spiele wie du und ich - stolzer Karriero
Abigail Rowes / Distrikt 8 / im Eingang der Ruinen, bei Connor
Abby lächelte ein wenig, da sich außer ihrer Familie nur sehr selten jemand für sie interessiert hatte in ihrem Leben. Ach, mir geht es gut. Jetzt, wo wir etwas getrunken haben und es kühler ist, brummt mein Schädel nicht mehr so. Dieses Mädchen hatte ganz schön Kraft, so wie sie m- Noch im Satz fiel Abby dann Connors Wunde am Bein wieder ein und sie ohrfeigte sich innerlich für ihren Egoismus. Oh Gott, tut mir leid!, rief sie entsetzt aus und robbte ein wenig näher an ihren Verbündeten heran, um dessen Bein zu begutachten. Ich schaue mir das gleich mal an. Nicht, dass sie sonderlich viel medizinische Erfahrung besaß, aber sie hatte manchmal zugesehen, was die Heiler zuhause bei gequetschten Fingern, Stichen und anderen Wunden getan hatten. So schwer konnte das ja nicht sein. Der andere Tribut war zielsicher, das musste Abby ihm lassen. Die Wunde war zwar nicht tief, lag aber genau in der Mitte der Wade. Hoffentlich waren da keine Sehnen in Mitleidenschaft gezogen worden, denn das konnte Abby beim besten Willen nicht reparieren. Wenigstens blutete es nicht mehr, nur ein dunkelrotes, getrocknetes Rinnsal war noch bis zum Fußknöchel zu sehen. Kannst du auftreten?, fragte sie dann, um herauszufinden, ob Knochen oder Bänder getroffen waren. Gleichzeitig holte sie vorsorglich die bereits leicht müffelnde, tote Schlange aus ihrer Tasche. Wenn sie es geschickt anstellten, konnte man aus der ledrigen Haut vielleicht eine Art stabile Verbandsunterstützung machen. Messer hatten sie ja. Und ja auch das aufblasbare Plastikteil vom Anfang! Plötzlich fasste Abby neuen Mut. Sie würden das gemeinsam durchstehen und sicherlich waren die Ruinen nicht der schlechteste Platz zum Pläneschmieden.
Die Fische garten recht schnell über der Glut aus Tropenholz. Bald würden sie etwas essen können. Wenn sie jetzt noch einen Unterschlupf finden würden, sähe es eigentlich recht gut für die beiden aus. Amayas Blick viel erneut auf den Himmel, zumindest auf das, was man davon durch das Blätterdach sehen konnte. Dann nahm sie ein paar Bäume in Augenschein. Auf manchen könnte man wahrscheinlich Schutz finden, wenn man es schlau anstellte. Es wäre eine recht gute und sichere Lösung, auf einem der Bäume zu kampieren. Nur wusste das Mädchen nicht, ob Micah das genau so sehen würde. Vielleicht konnte er nicht so gut klettern oder hatte Höhenangst. Leider hatte Amaya beim Training nicht auf diese Details geachtet, sie wusste nur, dass er gut Messer werfen konnte und Fallen stellen. Für sie stellte die Sache mit dem Klettern ja keine Probleme dar, zumal sie bereits einen der Baumriesen erklimmt hatte. Plötzlich schoss ein Schwarm der bunten Kolibris über ihre Köpfe hinweg, wie sie Amaya schon einmal gesehen hatte. Sie traute ihren Augen kaum als ihr Verbündeter plötzlich einen der Vögel vom Himmel holte. Er war so flink gewesen, dass es fast so aussah, als wäre es eine Illusion gewesen. Das Mädchen aus 6 war sichtlich begeistert von Micahs Können und lächelt als er dann mit dem toten Tier zu ihr kam. "Wo hast du gelernt, so gut mit Messern um zugehen?", fragte sie ihn. Doch bevor er ihr antworten konnte wanderte sein Blick blitzschnell über Amaya, zischte ihr einige Worte der Vorsicht zu. Erschrocken sah die Braunhaarige zu dem Affen, der sich ein paar Meter über ihrem Kopf befand, stand ruckartig auf und griff zeitgleich, wie Micah nach seinem Messer, nach ihrem Schwert. Doch wie als ob er Gefahr wittern konnte, war er zurück im Unterholz verschwunden. Die 15-jährige wusste nicht, was sie von diesen Tieren halten sollte. Von zu Hause kannte sie diese fremdartigen Tiere nicht, ebenso wenig wie die Pflanzen. Sie konnte nur hoffen, dass es keine bösartigen Überraschungen mit den ängstlichen Primaten auf sich hatte. Aber das Kapitol und keine Überraschungen in den Hungerspielen funktionierte so wenig wie Distrikt 6 ohne Transportmittel. Auch Amaya konnte nur ratlos mit den Schultern zucken, als nichts weiter geschah und setzte sich wieder ans Feuer, ihr Schwert immer griffbereit. Dann begann sie nach und nach die Stöcke mit den aufgespießten Fischen zu drehen, so dass auch die andere Seite garen konnte. Zwischendurch nahm sie kleine Schlücke aus der Wasserflasche und stellte sie dann wieder hin. Da durch den Rauch von vorhin viele der Mücken vertrieben worden waren wimmelte es hier nicht mehr ganz so sehr von ihnen und doch hatten Amaya und Micah schon so manchen lästigen Insektenstich. Sie kratzte sich kurz über einen am Arm, sah dann auf die Fische. Sie würden bald fertig sein. "Das Essen dauert nicht mehr lang, willst du dich nicht auch mal setzten?", meinte sie leicht lächelnd zu ihrem Verbündeten.
~// Amaya Levinin // Tribut der 5. Hungerspiele // Ein einfaches Mädchen aus Distrikt 6 //~
~// Ashton Traves // Tribut der 5. Hungerspiele // Eine vergebliche Suche nach Vertrauen //~
Micah folgte unsicher Amayas Blick zu den Bäumen. Keine Frage, er konnte klettern - aber die Baumriesen schienen in schwindelerregender Höhe zu liegen. Er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wäre, von dort oben hinunter zu fallen. Der tote Vogel lag blitzschnell in Micahs Hand. Doch auf Amayas Frage hin zögerte er. Die wahre Geschichte - wie sein Vater die stumpen Messer geschliffen und ihn mit aufs Feld genommen hatte, wie er in den hintersten Ecken Eichhörnchen und Ratten gejagt hatte und er schließlich nach jahrelanger Übung sogar fliegende Vögel vom Himmel holen konnte - war nichts für die Kameras. Genau das versuchte er Amaya durch einen kurzen Blick klarzumachen. Wenn er seine Geschichte hier erzählen würde, würde das für sie viele Leute, die er liebte, das Todesurteil sein. Einen Moment lang versank Micah in Erinnerungen an sie alle. Die Männer, die höhnisch über den Vater gelacht hatten, der sein Kind Messer werfen ließ und ihn später bewunderten und sein Fleisch kaufen wollten, die Apothekerin, der sie das Rattengift als Betäubungsmittel verkauften. Sie alle würde er nie wieder sehen. Die Zwillinge hatten auch gelernt, wie man warf, aber niemand war so gut gewesen wie er. Micah war der Haupternährer seiner Familie gewesen. Ihm stülpte sich der Magen um, bei dem Gedanken, was wohl nun passieren würde. Würden sie verhungern? Kläglich sterben? "Übung.", antwortete er knapp auf Amayas Frage. Eine Weile lang sah Micah dem fast niedlichen Affen hinterher, der um ihn herum gehüpft war und jetzt hinter ihm im Dikicht verschwand. Als der Affe den Busch beiseite schob, sah er etwas grünes aufblitzen. Überrascht riss er die Augen auf und ließ jegliche Vorsichtsmaßnahmen fallen, in dem er mit einem kurzen "Warte hier" in das Gebüsch hechtete, Sträucher und Äste beiseite schlug und sich schließlich neben den grünen Rucksack fallen ließ. Als er, den Rucksack fest umklammert, aufblickte, war dort buchstäblich nichts. Nur eine Art Wabbern in der Luft. Ein Kraftfeld? Das musste der Rand der Arena sein. Er hatte so etwas schon einmal in den vorherigen Hungerspielen gesehen. Die Sockel mussten nah am Rand gelegen hatten. Es dauerte nicht lange, da war er schon wieder auf den Beinen und zurück zu Amaya. "Sieh mal, hier!" Er wedelte euphorisch mit dem Rucksack. Mit einem Mal war all seine Lebensfreude zurückgekehrt. Vielleicht, nur vielleicht, hatte er doch noch eine Chance.
[Micah hat den Rucksack südwestlich am Rande der Arena gefunden :)]
On Alive
Micah Crosswell, Distrikt 9, Sohn der Farmer und Messerwerfer - verbündet mit Amaya und July
Elijah Baker, Distrikt 4, Kind des Meeres und ein Opfer der Spiele wie du und ich - stolzer Karriero
Antares - D10 - bei den Ruinen mit Selene Er beobachtete wie die Beiden abzogen. Er würde ihnen nicht folgen. Dann blickte er zu seiner Distriktpatnerin und bemerkte, dass es ihr nicht sonderlich gut ging. Sie sagte sie könne nicht in den Wald. Von ihrer Pollenallergie wusste er ja bereits. Sonst schien sie noch an der linken Hand verletzt zu sein. Wie geht es deiner Hand?, fragte Antares, gleichzeitig holte er die Arenenkarte aus seiner Tasche. Die Ruinen waren natürlich eingezeichnet und mit der Position des Berges konnte Antares schnell sehen, wo der nächste Bach war. Sein gesamter Rachen war eine Wüste. Er zeigte Selene die Karte und fragte sie, ob sie zu dem Fluss unterhalb der Ruinen gehen könnten. Er brauchte etwas von diesem unheimlich erfrischendem Wasser. Schnell.
Elijahs Augen funkelten spöttisch. "Ich sage, wir brauchen ihn nicht mehr.", meinte er gefährlich leise. Warum dieser Junkie, wenn sie schon zu fünft waren? Douglas würde im Kampf höchstens unnütz sein. Sollte er doch irgendwo kümmerlich daran sterben, dass sein Tütchen Drogen nicht ausreichte. Besser ihn hier und jetzt töten, als sich später mit ihm rumzuplagen. Sie waren fünf, er einer - die Chance, dass er überlebte, war relativ gering. Es sei denn, die anderen Karrieros wollten ihn aufnehmen. Elijah ließ seinen Blick über die Truppe wandern. Delancy, die Anführerin. So klein und doch so gefährlich. Er würde sie nicht auf die Probe stellen wollen. Jason, der Riese. Er hatte bis jetzt wenig geredet und doch sagte sein berechnender Blick Elijah, dass er Delancy beschützen wollte. Elijah unterdrückte ein Schnauben. Es war kein Platz für Vetrauen und Beschützerinstikte in der Arena. Hier zählte nur Können und Skruppellosigkeit. Sein Blick wanderte flüchtig über Jay. Kein gefährlicher Gegner. Elijah könnte ihn schnell ausschalten. Dann Marlene. Sie schon eher. Aber Elijah wusste, dass er am Ende die besten Chancen haben würde. Er empfand für niemanden dieser armseligen Gestalten etwas. Er hatte keine Skruppel, zu töten. Und diese Gleichgültigkeit war das, was seinen Sieg wahrscheinlich ausmachen konnte.
On Alive
Micah Crosswell, Distrikt 9, Sohn der Farmer und Messerwerfer - verbündet mit Amaya und July
Elijah Baker, Distrikt 4, Kind des Meeres und ein Opfer der Spiele wie du und ich - stolzer Karriero
"Übung", hatte Micah ihr geantwortet, doch alles dazu wollte er nicht erzählen. Seine Blicke verrieten, dass es nicht sonderlich angebracht wäre, vor allem hier in der Arena. Amaya sah denn Jungen an und wie sein Blick den Affen verfolgte, der nun doch wieder von irgendwo her kam. Diese Tiere waren für sie ein echtes Rätsel. Es war alles so fremd für sie. Am liebsten wäre sie jetzt zuhause zwischen Kleinteilen von Hovercrafts und Schnellzügen. Die Arbeit und ihre Familie hätte sie jetzt viel lieber um sich gehabt. Sie seufzte leise. Das zusammen basteln der der Module, Hebel und Schalter aus fabrikneuen Metall- und Kunststoffstücken waren Amüsanter als dieser trostlose und vom Tod heimgesuchte Ort. Als Micah plötzlich meine, sie solle hier warten und er in das Gebüsch hetzte, sah sie ihm mit verwunderten und besorgten Gesicht nach. Was ist den los?, fragte sie sich im Innern. Sei aber vorsichtig!, hatte Amaya ihrem Verbündeten nach gerufen und noch eine ganze Weile in die Richtung gestarrt, in die der Junge verschwunden war. Die Zeit wo er weg war fühlte sich an wie die halbe Ewigkeit und Amayas Augen weiteten sich vor Überraschung, als Micah auf einmal mit einem weiteren dunkelgrünen Rucksack zurück kam. Wie toll ist das denn!, sofort stand Amaya auf und lief zu ihrem Verbündeten. Sie teilte seine Euphorie und musste automatisch lächeln. Hast du schon rein geguckt?
~// Amaya Levinin // Tribut der 5. Hungerspiele // Ein einfaches Mädchen aus Distrikt 6 //~
~// Ashton Traves // Tribut der 5. Hungerspiele // Eine vergebliche Suche nach Vertrauen //~
Amayas Warnung hatte Micah noch kurz in den Ohren geklungen, bevor er sich durch das Gestrüpp gehastet war. "Der Affe. Als er durch das Gebüsch gehüpft ist, habe ich den Rucksack gesehen. Wir müssen hier irgendwo am Rande der Arena sein, dahinter ist nämlich buchstäblich nichts.", wiederholte er wieder angekommen rasch alles gesehene und musste lächeln. Dann schüttelte er den Kopf, öffnete aber rasch und neugierig den Rucksack. Als er hineingriff, knirschte es unheilvoll. Micah zog eine Packung Kräcker hervor. "Sie sind ein bisschen krümelig, aber schon mal etwas.", meinte er und griff tiefer in den Rucksack, nachdem er den Kräcker ordentlich in seinem eigenen Rucksack verstaut hatte. Als er neugierig den nächsten Gegenstand herauszog, weiteten sich seine Augen überrascht und sein trockener Mund blieb offen stehen. "Das kann doch nicht.",flüsterte er ungläubig und strich vorsichtig über die dunkle, edle Nachtsichtbrille. "Damit können wir nachts Wache halten und vielleicht sogar im Dunkeln von den Bäumen aus alles beobachten!", brach er begeistert heraus. Unglaublich, dass ihnen so etwas in die Hände gefallen war. Fast schon ehrfürchtig nahm er sie in die andere Hand und tastete weiter im Rucksack. Sein Griff schloss sich um raues Leder, dann einen Holzgriff und schließlich zog er eine schmale Steinschleuder hervor. Micah konnte seine Euphorie nicht stoppen. Plötzlich erschien ihm dieser düstere Dschungel viel bunter. Vielleicht hatte er noch eine Chance. Vielleicht konnte er leben.
On Alive
Micah Crosswell, Distrikt 9, Sohn der Farmer und Messerwerfer - verbündet mit Amaya und July
Elijah Baker, Distrikt 4, Kind des Meeres und ein Opfer der Spiele wie du und ich - stolzer Karriero
Als Antares sie auf ihre Hand ansprach viel ihr Blick unwillkürlich auf den langen Schnitt, der deutlich auf ihrer Handfläche zu sehen war. Der salzige Schweiß, der aus ihren Hautporen austrat und in die Wunde eintratt sorgte dafür, dass diese unangenehm brannte. Selene aber versuchte diese Schmerzen einfach runter zu schlucken und meinte knapp: "Geht schon." Der Schmerz, der von dem Stein ausging, den die schwarzhaarig gegen den Arme geworfen bekommen hatte, erwähnte sie gar nicht. Sie wollte nicht vor ganz Panem schwach und verletzlich wirken. Sie beugte sich ein Stück zu Antaren und begutachtete die Karte. Sie durften sich nicht so lange im Wald aufhalten, soviel stand fest. Sonst würde Selens Allergie wieder schlimmer werden. Außerdem hatte die Hitze ihren ganzen Mund ausgetrocknet und zusammengeklebt. Vielleicht können wir erstmal was trinken und dann irgendwo ein Lager aufschlagen. Dabei zeigte sie mit dem Zeigefinger ihrer gesunden Hand auf den Fluss unterhalb der Ruinen.
Als Amaya von Micah zu hören bekam, dass sie sich am Rand der Arena befinden mussten, viel ihr Blick erneut in die Richtung, in die der Junge vorhin verschwunden war. Wenn das stimmte, dann lagen die Sockel wohl sehr nah am Rand und das große Wasser, was Amaya anfangs von ihrem Sockel aus gesehen hat, war wohl kleiner als angenommen. Es hieß auch, dass sie bereits die größtmöglich Entfernung zum Vulkan hatten. Bloß was wenn diese Distanz bei einem Ausbruch nicht reichen würde? Wenn es wirklich dazu kommt, müssen wir uns überlegen, was wir dann machen. Erst als Micah den Reißverschluss des Rucksacks öffnete sah Amaya wieder zu ihm und drängt ihre unheilvollen Gedanken beiseite. Sie wollte sich freuen, wenigstens jetzt, wo alles glatt lief. Ein Verbündeter, warme Glut, Essen und jetzt hatten sie insgesamt schon drei Rucksäcke. Fehlte nur noch, das man die Hungerspiele plötzlich beendete. Schade das der letzte Punkt reines Wunschdenken bleiben würde. Aber na ja, möglicherweise hätte Amaya vielleicht doch eine Chance zumindest ein paar Tage zu überleben. Und würde sie ins Finale kommen, sie würde Panem versuchen eine Botschaft zu vermitteln. Sie würde versuchen ihnen die Augen zu öffnen. Das war das mindeste, was sie tun konnte. Als ihr Verbündeter, kurz nachdem er den Rucksack geöffnet hatte, bereits die ersten Kräcker raus zog hob sich Amayas Laune noch etwas mehr. Ob zerbröselt oder nicht, sie hatten wieder etwas mehr Essen. Und als er dann auch noch die Nachtsichtbrille rausholte hätte das Mädchen aus 6 vor Freude in die Luft springen können. Das ist großartig~! Damit haben wir einen echten Vorteil. Als Micah dann noch die Steinschleuder hervor nahm hellte sich Amayas Gesichtsausdruck um zwei Nuancen mehr auf. Sie hatten so ein verdammtes Glück, so viel Glück, es grenzte fast an ein kleines Wunder. Ich glaube, wir haben gute Chancen., meinte Amaya leise. In ihrer Stimme war der Klang von Hoffnung zu hören. Packst du die Sachen noch zusammen? Ich guck jetzt nochmal nach den Fischen, obwohl ich denke, dass wir jetzt auch gleich essen können. Mit diesen Worten ging sie zurück zur Glut und drehte die darüberhängenden Fische nochmal kurz, ehe sie vorsichtig einen Stock in die Hand nahm und ein Stück vom Fisch abzupft. Durch ein paar Lichtstrahlen sah man, wie das weiße Fleisch dampfte. Für ein paar Sekunden sah Amaya das Stücken an, dann steckte sie es in den Mund und kaute. Die etwas angekohlte Haut des Fisches sorgte für einen leicht bitteren Geschmack, genießbar war er trotzdem. Das tut gut~, meinte sie zufrieden, während sie begann den Fisch langsam zu verzehren.
Ashton Traves D12, Fluss bei James
Es war inzwischen so heiß geworden, dass Ashton sich doch nun mal etwas länger ausruhen musste und blieb hinter einem großen Baum stehen. Den schweren Schlangenkörper hatte er vor sich auf den Boden geschmissen. Mit seiner linken Hand fuhr er sich über den verspannten und verschwitzten Nacken. Dabei merkte er wie einige Mücken ihn dort hingestochen haben mussten, denn seine Fingerkuppen fuhren über kleine juckende Beulen. Er atmete tief durch, ehe er nach unten sah und ein Blick auf die Schlange warf. Wie bestialisch das stank. Und auch sein Oberteil roch nicht besser, da das Blut, welches aus der Schlage getropft war, sein Oberteil nicht nur rot färbte, sondern ihm auch einen ganz bestimmten Geruch verpasste. Der Geruch von Tod und Verwesung. Es war einfach nur widerlich. Ich glaub, die werde ich doch nicht mehr essen, könnte mir nicht ganz so gut bekommen. Also packte er sie mit der linken Hand am Schwanz und schleuderte sie in das nächste Gebüsch. Na ja.. Ich hab eh keinen so großen Hunger., meinte er zu sich selbst. Das grummeln seines Magens aber verriet etwas ganz anderes. Die leichte Übelkeit, die sich in ihm breitmachte, war auch ein Zeichen, dass er bald etwas zu essen brauchen könnte. So genug Pause! Im Schritttempo lief er weiter durch den Wald. Unbewusst steuerte er genau auf einen Fluss zu, in dessen Nähe sich, zu seinem Pech, noch ein anderer Tribut aufhielt. Nichtsahnend bewegte er sich auf den Rand des Walds zu. Die Bäume wurden in den letzten Metern immer lichter und es kam ihm so vor, als ob er Wasser in seinen Ohren rauschen hören würde. Seine Schritte wurden schneller, er rannte schon fast. Zwischen den Bäumen blitze weißer Kies hervor und das Wasser wurde lauter. Während der letzten Meter hatte er sein Tempo noch etwas erhöht und wollte grade die Grenze zwischen Wald und Flussufer passieren, als er mit etwas zusammen stieß und Sekunden auf dem Boden landete. Schnell raffelte Ashton sich auf und traute seinen Augen kaum. Verdammt! Das war der einzige Gedanke, der jetzt in seinem Kopf herum schwirrte. Es war ein andere Tribut gewesen, welchen er warum auch immer nicht gesehen hatte.
~// Amaya Levinin // Tribut der 5. Hungerspiele // Ein einfaches Mädchen aus Distrikt 6 //~
~// Ashton Traves // Tribut der 5. Hungerspiele // Eine vergebliche Suche nach Vertrauen //~